Kurz nach Gründung Vietnams griffen Invasoren das Volk der Viet an. Der Himmel schickte einen Drachen um den Vietnamesen zu helfen und ihr Land zu schützen. Die Drachenmutter lief zur Küste und schlug dabei wütend mit dem Schwanz, so dass sie tiefe Furchen ins Land schlug. Als die Feinde in die Flucht geschlagen waren tauchte sie ins Wasser ab und überflutete Teile des Landes. Danach lies sich die Drachenmutter mit ihrem Nachwuchs in der „Bucht des untertauchenden Drachen“ nieder. So die Legende der Halong Bucht und das ganze Gebiet im Norden Vietnams verströmt diese Mystik.
Februar ist nicht gerade die optimale Reisezeit für die Halong Bucht, ich war aber nun mal im Februar da und ich hatte wirklich Glück mit dem Wetter. Eigentlich ist es noch zu kalt und ich kann mir vorstellen, dass eine Runde schwimmen in der Halong Bucht bei warmen Temperaturen ein tolles Erlebnis ist. Vielleicht hätte ich dann aber auch den „Atem des Drachen“ verpasst der mir entgegenschlug als ich gegen fünf Uhr morgens in der Hoffnung auf einen spektakulärem Sonnenaufgang an Deck meine Tschunke stand und statt der Sonne die Halong Bucht eingetaucht in dichten Nebel sah. Bei all der Mystik die das UNESCO-Weltkulturerbe verströmt läuft es einem da schon mal kalt den Rücken runter.
In meinem Hotel, dem Rising Dragon in Hanoi buchte ich einen 2-Tages-Trip zur Halong Bucht. Früh morgens ging es los (in Vietnam geht es immer früh morgens los) mit einem kleinem Bus zur Küstenstadt Halong in der schon unser „Partyboot“ auf uns wartete. Der Ausflug war mit 90 Dollar nicht gerade billig und die Empfehlung das Partyboot zu nehmen weil ich dort auf junge Leute treffe war zwar schmeichelhaft, aber ich fühlte mich auf dem Boot irgendwie alt. Wir waren zu sechst auf einem Riesenboot, auf dem mindestens zwanzig Leute Platz gefunden hätten. Die anderen fünf waren alle höchstens Anfang zwanzig aus aller Herren Länder und auf obligatorischem Backpackertrip nach Abschluss der Schule. Ich war also die Mutti auf dem Boot. Richtig nett war die Crew. Wir sind mit dem Boot von Halong aus in die Bucht gefahren und die Sonne kam raus. Die etwa 2.000 größtenteils unbewohnten Inseln sind grün und wild bewachsen, die steilen Küsten machen es unmöglich auf einen Großteil der Inseln zu gelangen. Die Einfahrt in die Bucht ist total beeindruckend und wahrscheinlich war es gar nicht so schlecht, dass gerade keine wirkliche Saison war. Dadurch hielten sich die anderen Boote einigermaßen in Grenzen. Und auch die kleine Gruppe war für den Trip gut, auch wenn wir uns an der langen Tafel etwas verloren gefühlt haben. Während wir immer weiter in das Herz der Halong Bucht fuhren gab es erstmal einen sehr leckeren Lunch an Bord. Die Crew hat die unterschiedlichsten leckeren Sachen zubereitet und aufgetischt. Mittags bei strahlendem Sonnenschein kamen wir an der Kajakstation an. In Zweiergruppen bestiegen wir die Boote und hatten eine Stunde Zeit um rund um die Felsen zu schippern und die Atmosphäre vom Wasserspiegel aus aufzunehmen. Zwischen den Kalkfelsen zu paddeln bei gemütlichen 20 Grad und Sonnenschein, glitzerndes Wasser und grüne steile Hänge von nah und unten zu sehen, ein wirklich tolles Erlebnis. Mein brasilianischer Paddelbootbegleiter und ich fanden eine kleine Grotte in der wir ausstiegen und einen schönen Blick über die Bucht hatten.
Nach einer Stunde ging es zurück auf unser Partyboot und weiter zu einer kleinen Insel mit Strand an der wir Halt machten um die Insel zu erklimmen, die Bucht von oben zu sehen und der Sonne bei einem Bier vom Strand aus beim untergehen zuzuschauen. Der Rest meiner Gruppe fand zwar 3 Dollar für ein Sundowner-Getränk zu viel, aber ich ließ mir die Stimmung nicht vermiesen. Die Halong Bucht ist natürlich ein Touristenmagnet und natürlich ist alles hier ein wenig teurer als auf dem Festland. Die Preise für Getränke erscheinen einem erstmal übertrieben hoch, wenn man aber in Hamburg 4,50 Euro für eine Weinschorle bezahlt dann ist das zu verschmerzen. Im Trip inbegriffen ist Essen an Bord, für Getränke muss man zahlen. Davon lebt die Crew und mir war es zu blöd zum Dinner meine mitgebrachte Wasserflasche auszupacken. Aber ich war hier ja auch auf meinem Jahresurlaub, vielleicht denke ich bei meiner sechsmonatigen Reise auch anders.
Den Abend an Bord konnten wir uns mit Karaoke vertreiben. Partyboot war tatsächlich nicht die richtige Bezeichnung für uns und ziemlich früh zerstreuten wir uns in unsere Kabinen. Auch hier gilt wieder: wer sich keine Kabine teilen möchte sollte das bei der Buchung dazu sagen. Wir hatten jede Menge freie Kabinen und so bekamen wir alle eine Doppelkabine für uns alleine. Die waren sehr klein, mit einem kleinem Duschbad aber sehr gemütlich und ich hatte vorher noch nie auf einem Boot geschlafen und mit Blick auf eine so beeindruckende Bucht geduscht.
Um fünf Uhr morgens hatte sich ein Teil der Gruppe an Deck verabredet in der Hoffnung einen spektakulären Sonnenaufgang zu erleben. Stattdessen erlebten wir die Halong Bucht eingetaucht in dichten Nebel. Einen Sonnenaufgang hätte ich auch gerne erlebt, die nebelige Halong Bucht war aber auch ein tolles Erlebnis.
Nach dem Frühstück gab es noch einen kleinen „Kochkurs“. Unser Guide zeigte uns, wie Frühlingsrollen hergestellt werden. Das war ganz nett, aber eigentlich auch ein bisschen enttäuschend. Zum einen haben wir eigentlich nichts anderes gemacht als die fertige Mischung auf Frühlingsrollenteig zu platzieren und diese dann zu rollen. Der Guide warf sie dann in Öl und backte sie aus. Zum anderen hatte ich eigentlich gehofft, dass wir die frischen Frühlingsrollen, also die Summerrolls zubereiten die so typisch für Vietnam sind. Die Zubereitung hätte mich eher interessiert. Aber wahrscheinlich sollte man dann doch eher einen Kochkurs in Hanoi buchen. Letzte Station war der Besuch in Hang Sung Sot einer riesigen Grotte. In verschiedenen Bereichen der Grotte gibt es jede Menge irre Stalaktiten und Stalagmiten zu sehen und Legenden und Legendchen vom Guide zu hören. Mir ist sowas meistens zu touristisch und die bunten Beleuchtungen und abgesperrten Wege sind eigentlich nichts für mich. Interessant ist es auf jeden Fall.
Alles in allem war der Trip in die Halong Bucht vielleicht ein bisschen zu teuer und vielleicht sollte man diesen doch eher romantischen Trip nicht alleine machen aber gelohnt hat es sich in jedem Fall. Dieser Ort ist beeindruckend und hinterlässt bei mir viele Bilder im Kopf.
Pinkback: Auf den Spuren von Onkel Ho | Hin und zurück
Pinkback: Angkor Wat | Hin und zurück