Über Kep nach Vietnam – Hin und zurück
Kambodscha Kep Vietnam

Über Kep nach Vietnam

Ich sitze auf einem Motorbike als Beifahrer. Ich tu das in letzter Zeit ziemlich häufig. Müsste ich hier einen Tätigkeitsbericht führen wäre der Posten „Hinten auf einem Motorbike sitzen“ neben dem Posten „Nichts“ wohl einer der Häufigsten. Diesmal wollte ich eigentlich einen Minibus nehmen. Ich habe gehört die Strasse zwischen Kep in Kambodscha und Ha Tien in Vietnam ist sehr abenteuerlich und schlecht, staubig und besteht hauptsächlich aus Nichts. Also aus Löchern. Und da ich festgestellt habe, dass längere Fahrten auf schlechten Schotterpisten meinem Knie auch nicht sonderlich zuträglich sind dachte ich mir, ich mach den Grenzübergang per Minivan. Schöne Idee eigentlich, aber als etwa eine Stunde nach der vereinbarten Zeit ein schweigsamer Khmer auf einem recht neuem Bike in meinem Hotel ankam war klar das wird nix. Ausser mir wollte niemand an diesem Tag mit dieser Travel Agency nach Vietnam übersetzen und daher fiel der Minivan aus. Schade eigentlich. Aber ich bin ja hart im Nehmen und mein Ruhepuls liegt im Moment etwa bei 12 Schlägen pro Minute. Für 8 $ werde ich von Kep bis nach Ha Tien gebracht, mir doch egal wie. Und so schlecht ist es eigentlich gar nicht. Eigentlich sogar ganz schön. Die Strasse habe ich mir schlimmer vorgestellt. Wir rauschen an Reis- und Salzfeldern vorbei, hin und wieder glotzt uns ein Wasserbüffel desinteressiert nach und wir fahren durch Dörfer in denen kleine Kinder mich anstrahlen und winken. Es weht eine leichte Brise. die Sonne brennt auf meine Arme und ich spüre langsam, dass man auch noch einen Sonnenbrand bekommen kann wenn man schon sehr braun ist. Ich gebe zu ein wenig komme ich mir cool vor wenn an mir Minibusse anderer Gesellschaften vorbeifahren. Ja, ich habe mich gegen den Komfort „entschieden“ und dagegen eingepfercht mit 14 anderen in einem Bus zu sitzen, der für 9 zugelassen ist. Ha!

Pfeffer

Pfefferfarm am Wegesrand

Und auf einmal scheint irgendwas nicht zu stimmen. Wir halten an. Mitten in der Pampa. Das letzte Dorf liegt etwa fünf Minuten hinter uns, das nächste ist in etwa einem halben Kilometer schon in Sichtweite. Mein Fahrer dreht sich um, schaut mich genervt und mit dunkler Miene an und sagt „Problem“. Da kann einem schon mal mulmig werden so am Arsch der Welt. Englisch spricht der gute Mann kaum und – ihr ahnt es – mein Khmer reicht immer noch nicht für einen Dialog der über „Hallo“, „Prost“, „Bitte“ und „Danke“ hinausgeht. Aber irgendwie merke ich, dass mich der Fahrer weder ausrauben noch umbringen will. Irgendwas scheint mit seinem Bike nicht zu stimmen. Es scheint ernst zu sein, so betrübt wie er schaut. Auch wenn ich überhaupt nichts mitbekommen habe und die Fahrt bis hierhin eigentlich ganz gemütlich fand.

Wir steigen ab und schieben die gut 500 Meter zum nächsten Dorf, suchen einen Mechaniker (von denen es wie Sand am Meer gibt) und ich darf mich auf einen kleinen roten Plastikstuhl setzen und mit den Dorfkinder spielen während erst der Schlauch aus dem Rad gefummelt wird, später aber dann doch das Hinterrad abgeschraubt. Was die da machen, keine Ahnung. Es dauert eine halbe Stunde, ich habe mittlerweile etwa 30 Kindern zurück gewunken und drei um mich rum und schon geht die beschauliche Fahrt weiter.

Mir ist die Verspätung egal, ausser einem kleinen Grenzübergang habe ich keine weiteren Termine an diesem Tag. Der Rest der Strecke wird ein bisschen ungemütlicher, viel Wind der uns manchmal ins Trudeln kommen lässt. Viel frischer Schotter und viel roter, staubiger Sand. Und etwa 1 1/2 Stunden nach meiner Abfahrt in Kep gehe ich dann über die Grenze von Kambodscha rüber nach Vietnam.

Mechaniker am Strassenrand

Der freundliche Mechaniker am Strassenrand

Kep ist übrigens die Stadt in der Pfeffer wächst. Und damit ist das gar keine so große Beleidigung. Kep ist nämlich toll. Hier ist nicht viel los. In der „Rushhour“ treffen sich schon mal drei Motorbikes an einer Kreuzung und die paar Touristen in der Stadt kennt man nach zwei Tagen dann auch alle. Der Strand ist nicht sehr berauschend, das Meer ziemlich weit knietief. Aber es ist unglaublich friedlich, idyllisch und ruhig hier. Die Leute, sowohl die Khmer als auch die Touristen sind wahnsinnig nett und ich hatte zwei sehr nette Abende mit zwei Engländern und einem Russen.

Großartige Meerestiere kann man am Krebsmarkt zu sich nehmen. Hier reiht sich ein einfaches Restaurant neben dem anderen und für 5 -7$ gibt es einen großen Teller hervorragender frischer Krebse, Garnelen oder Tintenfische mit grünem Pfeffer aus Kampot.

Ein Ausflug zu den Salzfeldern und Pfefferplantagen, zu den Höhlenpagoden und den Ruinen alter Villen kostete mich überteuerte 15 $ und war es trotzdem irgendwie wert. In Kep stehen einige Ruinen von herrschaftlichen Häusern im französischen Stil. Die Besitzer sind unter der Herrschaft der Khmer Rouge geflüchtet und haben ihre Häuser verlassen, woraufhin sich die Khmer Rouge darin niedergelassen habe. Bevor sie die Häuser wieder räumten haben sie es sich nehmen lassen diese zu zerstören. Die Ruinen stehen noch so, sind teilweise mit Pflanzen überwachsen und ergeben sich nach und nach langsam der Natur. Es ist traurig, aber es sieht beeindruckend aus.

Und auch in den Höhlenpagoden haben die Khmer Rouge gewütet. Heute kann man diesen schönen Ort besichtigen und wird im Anschluss von Dorfkindern belagert, die unglaublich süß sind und ihre Taschenlampen für ein bisschen Kleingeld zur Verfügung stellen.

Kep ist ein schöner Ort und wird es hoffentlich noch ein bisschen bleiben. Die meisten Touristen ziehen Kampot vor und der touristische Ausbau von Kep dauert hoffentlich noch ein bisschen.

Ein paar Impressionen aus Kep:

Statue am Krebsmarkt

Statue am Krebsmarkt

Krebsfischer

Die Frauen sind für die Krebskörbe verantworlich.

Der Krebsmarkt in Kep

Restaurant am Krebsmarkt in Kep

Höhlenpagoden

Höhlenpagoden in der Nähe von Kep

Mehr Fotos gibt es bei Flickr.

über

Diplom-Soziologin, Produktmanager, Certified ScrumMaster und DiveMaster. In Hamburg zu Hause, in München dahoam. Mehr zu mir gibts hier.